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diesseits – Junge Menschen trauern anders

Das Trauerangebot im Herzen von Aachen

 

Mit dem Projekt „diesseits – Junge Menschen trauern anders“ hat die katholische Innenstadtpfarrei Franziska von Aachen ein niederschwelliges und kreatives Kontakt- und Beratungsangebot für trauernde Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene geschaffen. Die Angebote umfassen einen Offenen Treff, Kinder- und Jugendtrauergruppen, tiergestützte Trauerarbeit mit Hund und Pferd, Einzelbegleitung, Seminare sowie Fort- und Weiterbildungen. 

Kinder und Jugendliche trauern anders als Erwachsene. Eben noch sind trauernde Kinder fröhlich und spielen, im nächsten Moment wollen sie allein sein und verziehen sie sich still in eine Ecke – und umgekehrt. Sie entwickeln Gefühle von Scham, Einsamkeit und Verlassenheit, aber auch von Schuld für das eigene Überleben sowie von Enttäuschung und Wut über das Verlassenwordensein und zeigen häufig psychosomatische Symptome. Jugendliche dagegen wollen meist allein mit ihren Verlusterfahrungen fertig werden. Sie wollen sich nicht an Erwachsene binden und ziehen das Gespräch mit Gleichaltrigen vor. Sie haben das Bedürfnis, sich auszutoben und gehen dann lieber zum Feiern als auf den Friedhof. Solche Dinge sind für Erwachsene oft schwer nachvollziehbar und zu akzeptieren.

Es ist eine große Herausforderung, nicht „vordergründig“ auf die Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen zu reagieren, sondern die Gefühle dahinter zu erkennen und ihnen gebührend Platz einzuräumen. Deshalb kann für Kinder und Jugendliche eine besondere Begleitung in der Trauer sehr wichtig sein. Über die Jahre haben wir Trauerbegleiterinnen und ‑begleiter des Projekts „diesseits“ darin Erfahrungen gesammelt. Ziel ist es, trauernden Kindern und Jugendlichen Raum, Trost und Zeit geben, um ihren Abschiedsprozess zu durchleben und zu bewältigen.

Die Trauerseelsorge ist ein Schwerpunkt im Pastoralkonzept der Pfarrei Franziska von Aachen, sie trägt das Projekt finanziell, stellt eine hauptamtliche Mitarbeiterin und die Räumlichkeiten. Ein großer Raum mit Fensterfront zur Straße wird als Gruppenraum genutzt. Darüber hinaus stehen „diesseits“ weitere Räume im Pfarrhaus zur Verfügung wie das Kaminzimmer, die Kapelle und das Büro der Projektleiterin. Hier können Einzelgespräche, Kleingruppenarbeit oder meditative Sitzungen stattfinden.

Multiplikatorenarbeit ist für das Projekt sehr wichtig. Daher halten wir u. a. Kontakt zu Schulen und Kindergärten, um sie bei der Bearbeitung des Themas „Tod und Trauer“ zu unterstützen. Darüber hinaus pflegt „dieseits“ zahlreiche weitere Verbindungen und Netzwerke. Im Mai 2017 wurde das Projekt mit dem Förderpreis des „Starke Kids Netzwerks“ der AOK Rheinland/Hamburg ausgezeichnet.

Unsere Arbeit im Projekt ist anspruchsvoll und anstrengend. Wir werden mit vielen tragischen Geschichten konfrontiert und manchmal kommen auch wir zu einem Punkt, an dem wir – von der Trauer sehr bewegt – nicht mehr weiterwissen. Zum einen ist es dann gut, in einem Team sicher aufgehoben zu sein. Zum anderen helfen Supervisionen, Reflexionen und Gespräche, sich in der Rolle des Trauerbegleiters zu festigen und wieder neu gestärkt den Kindern und Jugendlichen zuwenden zu können. Nicht zuletzt bekommen wir alle im Team – so trivial dieser Satz zunächst auch klingen mag – sehr viel zurück. Es ist so schön zu sehen, wie die Kinder zügig zu den wirklich wichtigen Themen kommen. Dies erlaubt eine intensive, authentische Arbeit mit der kindlichen Trauer. 

Missionarischer Gedanke

„Tote begraben und Trauernde trösten“ sind Kernaufgaben der Seelsorge und Dienst der christlichen Gemeinde an und mit trauernden Menschen. Trauerbegleiterinnen und ‑begleiter haben die Aufgabe, das Kind bzw. den Jugendlichen darin zu bestärken, seinen eigenen neuen Weg gehen zu dürfen, und ihm dabei unterstützende Angebote zu machen. Auf diesem Wege sind aufgefordert, sich selbst ernsthaft mit der Sinnfrage des Lebens, mit Werden und Sterben auseinanderzusetzen, denn Trostsuchende haben ein sensibles Empfinden für die Wahrhaftigkeit und Authentizität gegebener Antworten.

Ansprechpartner/in

Maria Pirch
Gemeindereferentin/Trauerbegleiterin
Gestaltberaterin in Integrativer Pastoralarbeit
Pontstr. 148
52062 Aachen
Tel. : +49 (241) 413 10 226
Mobil: +49 (176) 206 145 30
E-Mail

Links & Literatur

Literatur

Bischöfliches Generalvikariat Aachen (Hg.), Konzept der Trauerpastoral für das Bistum Aachen, Aachen 2010.

Paul, Chris, Kaleidoskop des Trauerns, auf Basis der Traueraufgaben nach J. W. Worden, erweitert durch Chris Paul (www.trauerinstitut.de).

Witt-Loers, Stephanie/Halbe, Birgit, Kindertrauergruppen leiten. Ein Handbuch, Gütersloh 2013.

Worden, James William, Beratung und Therapie in Trauerfällen. Ein Handbuch, Bern 42011.

Ausführliche Projektvorstellung mit Hintergrundinformationen zur Tauerarbeit mit Kindern und Jugendlichen im Onlinemagazin euangel der KAMP