
Das Café Vielfalt in Heilbad Heiligenstadt hatte sich bereits in der Flüchtlingskrise als Treffpunkt von Migranten wie Einheimischen etabliert. Sie kamen hier zusammen, um ungezwungen miteinander zu plaudern und einander – angesichts vielfältiger kultureller Hintergründe – besser kennenzulernen. So lag es nahe, dass der Caritasverband für das Bistum Erfurt die Gelegenheit beim Schopfe griff und im Projekt „Kirche ist Vielfalt“ einen interkulturellen und interreligiösen Begegnungsort daraus schuf.
Katharina Pätzold, die das Projekt leitete, ging es vor allem darum, die unterschiedlichen religiösen und kulturellen Hintergründe der Menschen in der Region sichtbar zu machen. So lud sie die muslimische Gemeinschaft von Heiligenstadt ein, das Zuckerfest im Café Vielfalt zu feiern und gleichzeitig zum Austausch mit Christen und Nichtgläubigen zu nutzen. Das Angebot erfuhr breite Resonanz und ermöglichte interreligiöse Begegnung auf Augenhöhe. Vorträge und Friedhofsbesuche brachten den Gästen das Judentum näher, insbesondere das jüdische Verständnis von Tod und Bestattung. In weiteren Workshops lernten die Gäste die religiösen Wurzeln unserer Alltagsrituale und -sprachgebräuche kennen.
Es gelang Katharina Pätzold, so gut wie alle Bevölkerungsschichten anzusprechen: Kinder, Jugendliche, Berufstätige genauso wie Senioren. Dabei bildeten sich feste Haus- und Gesprächskreise heraus, die den interreligiösen Dialog regelmäßig fortführten und sich intensiver mit einzelnen Aspekten beschäftigten, wie zum Beispiel dem Fasten in unterschiedlichen religiösen Traditionen. Firm- und Pfarrgruppen nutzten das Angebot zur Weiterbildung.
Das Fazit nach fast zwei Jahren Projektarbeit viel äußerst positiv aus: Religiöse Themen und der Austausch dazu sind immer noch hochaktuell und treffen den Nerv der Bevölkerung, sofern sie sensibel begleitet und angeleitet werden. Nur in einem wertschätzenden Miteinander kann echter Dialog auf Augenhöhe gelingen. Gleichzeitig wurde deutlich, wie wertvoll Begegnungsorte außerhalb der bekannten kirchlichen Räumlichkeiten sind, da sie auf Außenstehende meist viel einladender wirken als Pfarrzentren oder sakrale Orte. Es scheint, als würden gerade diese „dritten Orte“ eine Funktion erfüllen, die die klassische Pastoral so nicht übernehmen könnte.
Caritas Begegnungsstätte
Caritasregion Eichsfeld/Nordthüringen
Schlachthofstraße 8a
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