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Tischgemeinschaft

Eine Annährung in Kreativität, Dialog und Aktion


Auslöser des Projekts „Tischgemeinschaft“ zwischen der Bischöflichen Liebfrauenschule und der Kirchengemeinde St. Lamberti in Coesfeld war die Frage: Wie soll christliche Mahlgemeinschaft eine Bedeutung behalten, wenn schon der Familientisch seine zentrale Funktion verliert? Wie soll das Abendmahl als Höhepunkt des gottesdienstlichen Lebens verständlich bleiben, wenn das gemeinsame Essen am Tisch, die alte Erfahrungs- und Erzählgemeinschaft, langsam verschwindet in den Zwängen des modernen Zeitmanagements? Ausgehend von der Erfahrungswelt in Schule und Gemeinde geschah eine Annäherung an das Thema „Eucharistie“ und „Abendmahl als Symbolhandlung“. Aus dem vom Bistum Münster herausgegebenen Heft zum Thema „Eucharistie“ entwickelte sich das Eucharistie-Projekt. Wesentliche Fragen dabei waren: Wie können Schule und Gemeinde kooperieren und auf welchen Feldern können sich die beiden Wirklichkeiten gegenseitig bereichern?
 

  • Abendmahl nach Leonardo da Vinci im Schulpark (Foto: Liebfrauenschule Coesfeld)

  • Abendmahl in ungewohntem Ambiente (Foto: Liebfrauenschule Coesfeld)

  • Der Tisch "Gemeinschaft heute oder Fast-Food?“ thematisiert die Ess- oder Unkultur (Foto: Liebfrauenschule Coesfeld)

  • Brot-Tisch „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern…“ (Foto: Liebfrauenschule Coesfeld)

Bausteine – konkrete Umsetzung

Die Initialzündung zum Projekt Tischgemeinschaft ging von der Schule aus. Aus einer AG zum Thema „Kunst und Liturgie“ bildete sich eine Gruppe von Interessierten, die sich an der Durchführung des Kooperationsprojektes „Tischgemeinschaft“ regelmäßig beteiligte.

In der Schulgemeinschaft wurde eine Umfrage zur Thematik und zu Gestaltungsmöglichkeiten gestartet, um möglichst viele zu involvieren. Ausgehend von den Erfahrungen der Menschen wurden unterschiedliche Installationen entwickelt, um Schüler wie Gemeindemitglieder anzusprechen.

Ziel des Projektes war die Vernetzung von Schule und Gemeinde. In den Lebenswelten der Schule wie der Gemeinde wurden neue Impulse zur religiösen Feierkultur gesetzt. Die Eucharistie wurde mit dem Leben in Beziehung gesetzt, um die Menschen ganzheitlich anzusprechen. Junge Erwachsene, genau wie die „älteren Vorbilder“, sollten zu einem tieferen Verständnis liturgischer Feierlichkeit kommen. Für die Gemeinde und Schule bestand eine große Chance darin, gemeinsam an diesem Thema zu arbeiten, um Eucharistie nicht zu einem „Auslaufmodell“ werden zu lassen. Wir wollten nicht nur das Eucharistieverständnis fördern, sondern auch die Schwierigkeiten junger Erwachsener sowie der Gemeindemitglieder bezüglich der Eucharistie ernst nehmen und thematisieren.

Dazu wurde eine Wanderausstellung „Tischgemeinschaft“ initiiert: „Tisch-Erfahrungen“, „Abendmahlgesellschaft damals und heute“, „Eucharistie – das ganz besondere Mahl“, „Über den Tod hinaus?“ Die Betrachter wurden unmittelbar mit Fragen konfrontiert und zur Auseinandersetzung mit dem Thema veranlasst.

Insbesondere die Darstellung des Abendmahls als lebendiger Tisch wurde in der Fußgängerzone gezeigt. Zur Installation „Heute - Lebensbilder zum Abendmahl“ stellten die Schüler in der Coesfelder Innenstadt das Abendmahl nach Leonardo da Vinci dar. Passanten erhielten Karten mit Fragen. IMPULS: DENKMA(H)L! – „Damals: Wäre ich gerne dabei gewesen? Heute: Die Erfahrung gibt es immer noch!“

Das gesamte Projekt ging über ein ganzes Schuljahr, u.a. gab es dazu ein Theaterstück mit Schülern und Gemeindemitgliedern. Dr. Thomas Quartier, Liturgiewissenschaftler an der Universität Nijmegen, hielt den Vortrag „Abendmahl und Inkulturation“. Zum Abschluss des Projektes wurde eine gemeinsame Eucharistie von Schule und Gemeinde in der Lambertikirche gefeiert.

Nachhaltigkeit

Ein einmaliges Projekt kann lediglich als Aufmerksamkeitserreger fungieren. Schule geriet für eine Zeit ins Blickfeld der Gemeinde und umgekehrt. Um jedoch eine Nachhaltigkeit zu erzielen, braucht es feste Zeiten und Orte, Stabilität und Kontinuität. Weitere Begegnungen und Projekte zwischen der Liebfrauenschule und der Gemeinde benötigen einen organisatorischen Rahmen.

In der Schule gab es eine kritische und tiefgehende Auseinandersetzung mit der Thematik. So drehten Schülerinnen und Schüler zu diesem Projekt einen Film, in dem sie die Installationen erklärten und sich mit Gemeindemitgliedern über die gestalteten Tische austauschten. Die Installationen als „kreative Unterbrechung des Alltags“ erzielten Aufmerksamkeit. Vielen Schülern wurden dadurch Brücken zum Verständnis von Abendmahl und Eucharistie gebaut.

Schule und Gemeinde haben sich über dieses Projekt angenähert. Ein Prozess braucht Zeit, bis er nachhaltig in Gang kommt. Aber ein Anfang ist gemacht!

Missionarischer Gedanke

Die junge Generation ist die Gegenwart und Zukunft der christlichen Gemeinschaft, oder sie hat keine mehr. Schule und Gemeinde sind unterschiedliche Orte, an denen sich Menschen darin einüben, als Christinnen und Christen Verantwortung zu übernehmen. Hier wird die Frage nach Gott unterschiedlich wach gehalten. In der Schule geschieht dies durch Gespräche, liturgische Angebote, durch eine christliche Grundhaltung. Schule wie Gemeinde fördern die persönliche Entfaltung und stellen sich damit der Herausforderung des Evangeliums. Das Verbindende zwischen Schülern und Gemeindemitgliedern könnte die jedem Menschen eigene Sehnsucht nach „Leben in Fülle“ sein. Schüler könnten in der Gemeinde lernen, was Spiritualität im Alltag bedeutet, wie Glaubens-Leben möglich ist und was das für Gemeindemitglieder bedeutet. Die Kirchengemeinde bietet einen Raum, in dem Glauben persönlich und individuell erfahrbar wird. Die Gemeinde könnte den Schülern viel geben. Umgekehrt könnte die Gemeinde vom Input junger Glaubenssucher und Glaubender profitieren. Manchmal sind Gemeinden ein (zu) festes Gefüge, da hinein kann die junge Generation neue Impulse geben. Es ist für beide Seiten eine Herausforderung.

 

Ansprechpartner/in

Liebfauenschule Coesfeld
Kuchenstr. 18
48653 Coesfeld
Klaudia Dederichs
Schulseelsorgerin und Lehrerin
Tel. 02541 / 941710
E-Mail: klaudia.dederichs@lbkc.schulbistum.de

Links & Literatur